Dieters Leseliste

Die Leseliste führe ich seit Anfang 2019. Weil mir Autoren oder Titel von Büchern, die ich noch nicht lange gelesen habe, im Gespräch oft nicht grad einfallen wollen.
Die Liste ist drum keine ordentliche Bibliographie, erhebt auch nicht den Anspruch von Rezensionen. Es sind bloss ein paar Stichwörter als Hirnkrücke für mich, die jüngste Lektüre zuoberst. Und vielleicht animiert die Liste auch jemand Andern zum Lesen.


Thomasjpg Ruth-Maria Thomas: "Die schönste Version"

  • Die schönste Version erzählt die Geschichte von Jella und Yannick, von der ersten grossen Liebe, die alles richtig machen will. Bis es zu eng wird für sie , bis es kippt, bis er gewalttätig wird. Wieder zurück in ihrem Kinderzimmer fragt sich Jella, wie es so weit kommen konnte. Sie erinnert sich an wilde Schulzeit, Gangsterrap und frühe sexuelle Erfahrungen. Und sie fragt sich ständig, ob ihre Anzeige bei der Polizei richtig war.

Wahl_2jpg Caroline Wahl: "Windstärke 17"

  • Folgeroman zu "22 Bahnen": die kleine Ida ist nun eine junge Erwachsene, die Mutter ist an einer Überdosis gestorben, Ida flieht aus der Wohnung und quält sich mit Schuldgefühlen. Etwas viel Larmoyanz und Selbstbespiegelung.

Wahl_1jpg Caroline Wahl: "22 Bahnen"

  • Die begabte Mathematikstudentin Tilda lebt mit ihrer kleinen Schwester Ida und einer alkoholkranken Mutter zusammen. Alle paar Tage säuft die sich ins Koma. Tilda muss neben Studium, Betreuung von Haushalt und Schwester noch Geld verdienen, hat kaum freie Zeit. Als Ausgleich pflügt sie im Schwimmbad regelmässig ihre 22 Bahnen, lernt dort ihren Lover kennen und folgt schliesslich einem Ruf an die Uni nach Berlin.

Kingsolverjpg Barbara Kingsolver: "Demon Copperhead"

  • Die traurig-schöne Geschichte des Hillbilly Demon Copperhead, der seine Kindheit verliert, als seine Mom wieder heiratet, als Waisen- und Verdingkind sich elend durchs Leben schlagen muss, eine Chance bekommt als aufsteigender Star am Footballhimmel, bis er sich in einem Spiel schwer verletzt, und danach rasch abhängig wird von Schmerzmitteln und Drogen. Ein packender Wälzer über Niederlagen und Siege aus dem ländlichen Westvirginia.

Russojpg Richard Russo: "Von guten Eltern"

  • Dritter Teil der North-Bath Trilogie: Der etwas schrullige Polizeichef Raymer muss wegen Fusion mit einer grösseren Gemeinde seinen Sessel räumen. Seine Freundin bemüht sich als schwarze Polizistin um die neue Leitung und hat nebst Problemen mit rassistischen Kollegen noch den Fund einer Leiche aufzuklären. Der College-Professer Sullivan, verwurzelt aber unfroh in der Provinz, macht ein unverhofftes Wiedersehen mit seinem lange vernachlässigten Sohn. Zwei Leitfiguren und ihr soziales Umfeld geben ein facettenreiches Bild vom american way of life.

del Buono2jpg Zora del Buono: "Seinetwegen"

  • Die Autorin von "Die Marschallin" beschreibt die Suche nach ihrem Vater, von dem sie nicht viel weiss. Er ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen als Zora noch ganz klein war, und sie hat keine Erinnerung an ihn. Jetzt muss sie ihre demente Mutter ins Heim bringen und sie macht sich auf die Suche nach dem "Töter" ihres Vaters. Im Laufe der Recherche wird daraus ein Mensch. Unterwegs viel über Land und Leute, sehr schön zu lesen.

Hsujpg Hua Hsu: "Stay true"

  • Memoir eines chinesisch-stämmigen Studenten aus Kalifornien, der sich krampfhaft durch nerdige Intellektualität abzugrenzen versucht, bis er einen Freund findet, der ihm hilft, sich sozial ein wenig zu öffnen. Dieser fällt später einem Verbrechen zum Opfer und der junge Mann trägt schwer an dem Verlust. Berkley Campus-Szene, viele Bezüge zu mir unbekannten Musikgruppen, zum Teil etwas weitschweifige Erzählung.

Lynchjpg Paul Lynch: "Das Lied des Propheten"

  • Schwer zu ertragende emotionale Dystopie eines Irland, in welchem eine tyrannische Partei die Oberhand gewinnt, Bürgerkrieg ausbricht und Eilish zuerst ihren Mann und ihren Job und danach ihre beiden Söhne verliert, bevor sie sich endlich mit der Tochter und dem Kleinkind auf die Flucht macht. Und auch diese bringt kein Ende des Schreckens. Das Lied des Propheten? Die kleinen Bekundungen von Liebe unter unmenschlichen Bedingungen.

schirachjpg Ferdinand von Schirach: "Verbrechen" und "Schuld"

  • 2 x Sammlung von Kurzgeschichten aus seiner Praxis als Strafverteidiger, z.T. recht heftige Verbrechen, z.T. kurios.

Klingjpg Mark-Uwe Kling: "Views"

  • Satirischer Krimi um ein Internetvideo im Darknet, das als Fake ein schreckliches Verbrechen zeigt, provoziert politische Zusammenstösse und narrt lange die Polizei. Eine KI hat sich selbständig gemacht. Wo bleibt Lena?

Liankejpg Yan Lianke: "Der Tag, an dem die Sonne starb"

  • In einem chinesischen Bergdorf beginnen plötzlich alle Bewohner schlafzuwandeln. Die Halbwachen rauben die Träumenden aus, beginnen einander  umzubringen, die Sonne geht nicht mehr auf, allgemeines Chaos. Zeuge und Erzähler ist ein Junge, dessen Eltern einen kleinen Laden mit Beerdigungsartikeln führen und dessen Onkel der verhasste Leiter des örtlichen Krematoriums ist. Lässt sich als politische Allegorie lesen, ermüdend repetitiv in den Beschreibungen des nächtlichen Chaos.

Bacharevicjpg Alhied Bacharevič : "Europas Hunde"

  • Der Roman aus Belarussland liest sich wie eine Sammlung teils skuriler, teils magischer Kurzgeschichten, die in einem geheimnisvollen inneren Zusammenhang stehen. Autonomie und (spirituelle) Freiheit sind immer wieder das Thema, von der exkusiven Kunstsprache, die ein alter Griesgram erfindet bis zur Magierin am See, vom Nils Holgerson-Motiv bis zum Berliner Kommissar, der den Tod eines namenlosen belarussischen Dichters aufklären soll.  Wer sind die Hunde?

Schachingerjpg  Tonio Schachinger: "Echtzeitalter"

  • Till lebt als introvertierter Gymnasiast in einem Wiener Halbinternat. Sein Deutschlehrer ist ein sadistischer Pauker alter Schule, der ihn unsinniges Zeug  lesen und lernen lässt und ihn für faul und unbegabt hält. Er hat keine Ahnung, dass Till in seiner Welt ein ganz Grosser ist, der für Age of Empire-Wettkämpfe an internationalen Tournieren brilliert. Schöne Geschichte in einem leicht spöttischen Ton.

mnklerjpg Marina Münkler: "Anbruch der neuen Zeit. Das dramatische 16. Jahrhundert"

  • Der Antagonismus zwischen den europäischen Seemächten und dem Osmanischen Reich ist eine geopolitische Konstante und der Grund für die ständigen Kriegen gegen die Türken. Die Entdeckung und Ausbeutung der Neuen Welt macht das Christentum erst zur "globalen" Religion. Es verliert in der Reformation jedoch bald seine Einheit. Die religöse Umwälzung des 16. Jahrhunderts, beschleunigt durch den Buchdruck, führt zu Religionskrieg und Fundamentalismus, zu Bauernaufständen und Hexenverfolgung.

Oatesjpg Joyces Carol Oates: "Babysitter"

  • Hannah, Ehefrau und Mutter aus einer weissen Vorstadt Detroits in den 70er Jahren, beginnt eine stürmische Affäre mit einem gefährlichen Fremden, den sie nur unter den Initialen Y.K. kennt. Gleichzeitig treibt ein Serienkiller, der als Mörder kleiner Kinder unter dem Namen Babysitter Schlagzeilen macht, sein Unwesen. Und wieder verschwindet ein Kind direkt aus Hannahs Nachbarschaft. Pageturner und endlich ein gut geschriebener Krimi!

Markovicjpg Barbie Marković : "Minihorror"

  • Mini und Miki plagen sich mit den Mühen des Lebens, werden verfolgt von Unbill und Problemen: schwieriges Zusammenleben, Mobbing am Arbeitsplatz, Angst vor Krankheit oder falschem Benehmen, schlimme Erinnerungen an Monster der Kindheit, nichts ist einfach. Aber zum Lesen ist es sehr lustig.

Khider2jpg Abbas Khider: Palast der Miserablen"

  • Ein Junge aus den ärmsten Slums von Bagdad lernt lesen, kommt in Kontakt mit Büchern und einem oppositionellen Lesekreis. Auf dem Büchermarkt betreut er den Verkaufsstand eines Freundes und beginnt, aus finanzieller Not auch illegale schiitische Schriften zu verkaufen. Saddams Schergen schnappen und foltern ihn. Parallelmontage von Erinnerungen an Jugend, Schwester, Familie und der unmenschlichen Gegenwart im Gefängnis.

Bekonojpg Simone Atangana Bekono: "Salomés Zorn"

  • Salomé muss in den Jugendknast. Sie ist nach monatelangem Mobbing an der Schule durchgedreht und hat einem ihrer holländischen Peiniger ein Auge ausgeschlagen. Ausgerechnet von einem Therapeuten, der in einem rassistischen Fernsehgame mitgemacht hat, muss sich die junge Frau aus Kamerun psychologisch behandeln lassen. Nachvollziehbar erzählte Achterbahn der Emotionen im Knast und danach.

everett2jpg Percival Everett: "Erschütterung"

  • Geschichte eines Vaters, der seiner geliebten todkranken Tochter beim Sterben zusehen muss. Er vergräbt sich in weltfremde paläontologische Forschung, entfremdet sich seiner Frau und versucht - gewissermassen als Kompensation für seinen familiären Verlust - mexikanische Arbeitssklavinnen aus den Fängen ihrer Ausbeuter zu retten.

Everettjpg Percival Everett: "James"

  • Die Abenteuer des Tom Sawyer: Das Leben in der intellektuellen Verstellung, die Flucht auf dem Mississippi und die Befreiung werden aus der Perspektive des schwarzen Sklaven James erzählt. Etwas simpel gemachter Perspektivenwechsel zu der Geschichte von Mark Twain.

Colejpg Teju Cole: "Tremor"

  • Ein nigerianiescher Intellektueller, der seit Jahren in den USA lebt und arbeitet, setzt sich mit dem Erbe des Kolonialismus auseinander. Erhellende Einlassungen zum Kunstbetrieb und zur Provenienzdikussion im Westen, lebendiges, vielschichtiges Portrait zum Leben in Lagos, insgesamt aber eine schwierige Lektüre, der die klare Handlungslinie eines Romans fehlt.

fall2jpg Aminata Sow Fall: "L'appel des arènes" 

  • Rührselige Geschichte über einen kleinen Jungen, der als Einzelkind aus einer modernen, westlich orientierten Familie flüchtet und sich zu den Tamtams, den mythischen Geschichten und den traditionellen Bräuchen der senegalesischen Ringkämpfer in der Arena hingezogen fühlt.

Falljpg Aminata Sow Fall: "La grève des bàttu"

  • Streik der Bettler: Sie haben genug von den Schikanen, die der Bürgermeister veranlasst hat, um sie zu vertreiben. Sie ziehen sich aus der Stadt zurück und plötzlich ist der Spiess umgedreht: Um den Armen ihre Almosen zukommen zu lassen (auch das Gebot des Marabou für den Bürgermeister, der sich einen politischen Aufstieg erhofft) müssen sich die betuchten Herren in die armseligen Vorstädte zu den Bettlern bemühen.

ba2jpg Mariama Bâ: " Une si longue lettre"

  • Im Mittelpunkt des Romans steht der lange Brief, den Ramatoulaye während der traditionellen Klausur nach ihrer Verwitwung an ihre beste Freundin Aïssatou schreibt. Diese hat sich scheiden lassen, als ihr Mann eine zweite Frau wollte. Ramatoulaye ist damals geblieben und erinnert sich schmerzlich an den Tag, an dem ihr Mann eine zweite, jüngere Frau heiratete und damit 25 Jahre des Zusammenlebens und der Liebe für die Polygamie aufgab.

bajpg Mariama Bâ: " Un chant écarlate"

  • Mireille, französisches Diplomatentochter in Dakar und Ousmane, Sohn einer bescheidenen senegalesischen Familie, verlieben sich an der Uni. Das junge Paar entscheidet sich zur heimlichen Heirat in Paris. Zurück in Senegal zerbricht die Ehe aber schnell an unterschiedlichen kulturellen Mustern und der Ablehnung der fremden tubaab durch die Familie. Ousmane verliebt sich in eine Frau aus der Nachbarschaft, heiratet sie. Mireille dreht durch.

Amadoujpg Djïli Amadou Amal: "Les impatientes"

  • Ramla und Hindou sind Halbschwestern, haben den gleichen Vater. Sie werden als junge Mädchen zwangsverheiratet. Ramla kommt in das Haus, in dem Safira die erste Frau ist, Hindou zu einem gewalttätigen Cousin. Halbbiographischer Roman über drei kamerunische Frauen, die in polygamen Familien leben: Absoluter Gehorsam, verbissenen Konkurrenz um die Gunst des Patriarchen und der ständige Appell an die Geduld der Frauen. Krass.

Fang_Fang_2jpg Fang Fang: "Wütendes Feuer"

  • Eine junge hübsche Bauerntochter träumt von Freiheit und Reichtum als Sängerin. Sie lässt sich mit einem Taugenichts ein, wird schwanger und muss heiraten. Damit gerät sie in die Fänge eines brutalen ehelichen Regimes. Die Prügeleien und Gewalttaten enden damit, dass sie ihren Mann anzündet und dafür zum Tod verurteilt wird. Knapp und heftig.

Fang_Fangjpg Fang Fang: "Glänzende Aussicht"

  • Der verstorbene Jüngste ("Sohn Nummer 8") liegt unter dem Fenster der kleinen Hütte begraben und erzählt die Geschichte seiner Familie. Ein drastisches Porträt: Zu elft hausen sie hier, schon die Jüngsten stehlen, um nicht zu hungern, Schlägereien sind an der Tagesordnung und zärtliche Töne selten. Im Schatten eines Vaters, der vor allem mit der Faust erzieht, versuchen die Geschwister auf je eigene Weise, den Fesseln ihrer Herkunft und den Nachwehen der Kulturrevolution zu entkommen.

Fardelljpg Sarah Jollien-Fardell: "Liebslingstochter"

  • Eine junge Frau aus den Walliser Bergen sagt sich von ihrem gewalttätigen Vater los. Die Mutter ist verängstigt, will ihn aber nicht verlassen, die Schwester hat sich umgebracht. Jeanne geht nach Lausanne und flüchtet in die Arme lesbischer Freundinnen.

Franzobeljpg Franzobel: "Einsteins Hirn"

  • Harvey, der unbegabte Pathologe, erhält den Auftrag, Einsteins Leiche zu obduzieren. Er legt sich das Hirn beiseite und nimmt es nach Hause. Manchmal spricht das Teil zu ihm (berndeutsch!), meist bleibt es stumm. Offiziell darf Harvey das Hirn zu Forschungszwecken untersuchen. Aber er macht nichts damit. Ein Leben lang trickst er, trägt es mit sich herum und versucht, dem atheistischen Klumpen irgendeine Religion näher zu bringen. Hübsche Satire.

deRouletjpg Daniel de Roulte:" Die rote Mütze"

  • Der Autor rächt sich mit diesem Roman gewissermassen an einem seiner Vorfahren, einem reichen Söldnerführer im Dienste des französischen Königs, der einen Aufstand seiner Truppe wegen ausbleibender Zahlungen blutig niederschlagen liess. Es ist die Zeit der Revolution, des Aufstands gegen die Aristokratie, der blutigen Unterdrückung: (historisch verbürgte) Namen von verurteilten Söldnern bekommen hier eine (fiktive) Geschichte.

Rushdiejpg Salman Rushdie: "Victory City"

  • Das Waisenmädchen Pampa Kampana gründet die südinische Stadt Bisnaga durch Ausstreuen eines Sacks Samen. Sie handelt im Auftrag einer Göttin, die eine frauenfreundliche Stadt will. Im Fantasy-Stil gehts durch die Jahrhundert. Die Gründerin erlebt und überlebt zahlreiche Herrscher, sowohl friedlich-frauenfreundliche, als auch grausame, patriarchalische Tyrannen. Etwas platte feministische Allegorie.

smith_2jpg Zadie Smith: "Zähne zeigen"

  • Zwei Veteranten des 2. Weltkriegs, die als versprengte Panzersoldaten das Ende des Krieges in einem Dorf im Balkan verpasst haben, versuchen sich im London der Nachkriegszeit zurechtzufinden. Beide heiraten junge Frauen: der Engländer eine schwarze Jamaikanerin, der muslimische Bengale eine Frau aus seiner Heimat, die ihm schon als Baby versprochen war. Aber aus grossen Träumen wird nichts. Archie wird immer verstockter, Samad Iqbal immer ideologischer. Das Leben mit widerspenstigen Frauen und entfremdeten Kindern, mit Herkunft und Geschichte überfordert beide. Gern gelesen.

Smithjpg Zadie Smith: "Betrug"

  • Eliza Touchet, eine junge Witwe, lebt als Haushälterin bei ihrem schriftstellernden Cousin, begleitet dessen beruflichen Aufstieg und Niedergang, hat einige amouröse Beziehungen in der Familie, beobachtet das Leben mit zunehmend skeptischer Distanz. Drehpunkt der Handlung ist der historische Gerichtsfall um den Erben eines grossen Vermögens, der sich schliesslich als Scharlatan entpuppt und der in England damals grosse Wellen schlug. Das viktorianische Panorama dient der Autorin als Hintergrund für heutige, aktuelle Themen wie Integration, Empanzipation, Populismus. Toll.

Glattauerjpg Daniel Glattauer: "Darum"

  • Ein bekannter Journalist erschiesst wahllos einen Fremden. Er sagt nichts über sein Motiv und bleibt die grösste Zeit rätselhaft, weil er alle Erklärungsversuche zurückweist. Er muss sich echt Mühe geben, von Polizei und Gericht ernsthaft als Mörder beurteilt zu werden. Man soll erst nach 20 Jahren den Grund für seine Tat erfahren. Warum? - das Darum klärt sich auf den letzten Seiten auf. Lustiger Plot.

Irvingjpg John Irving: " Der letzte Sessellift"

  • Ich-Erzähler Adam, Jg. 1941, weigert sich, von seiner kleinen sportlichen Mutter das Skifahren zu lernen, er möchte lieber mit ihr kuscheln. Sein Vater, den er nicht kennt, ist nur 14 Jahre älter als er. Alles ist komisch in dieser Familie. Sehr kleine Menschen, transsexuelle oder lesbische Paare, natürlich wie immer bei Irving Ringer und einige Gespenster treten auf, das Hotel Jerome ist ein magischer Ort. Ständig ist man am Reisen zwischen Skigebieten in Colorado und der Ostküste. Längliche Passagen über Aids, Emanzipation und Republikaner von Reagan bis Trump. Ein Roman von über 800 Seiten, dem nach der Hälfte der Pfuus ausgeht.

labatutjpg Benjamin Labatut: "Maniac"

  • Im Mittelpunkt des Romans steht der Ausnahmephysiker John von Neumann,  nicht nur ein Pionier der künstlichen Intelligenz, sondern auch Erfinder der Spieltheorie und Helfer bei der Entwicklung der ersten Atombombe. Wie ein Maniac verbeisste er sich in seine Projekte, träumt von der Maschine der reinen Vernunft, die sich ganz von der Irrationalität menschlicher Intervention befreit. Der weltbeste Go-Spieler bekommt einen ersten Höhepunkt dieser Entwicklung in seiner Niederlage gegen den Computer schmerzhaft zu spüren. Ein sehr leseneswerter KI-Roman.

Buguljpg Ken Bugul: "Die Nacht des Baobab"

  • Die junge Frau aus einem senegalesischen Dorf geht erst in die französische Schule und dann nach Frankreich, das vermeintlich gelobte Land. Aber ihr Glück findet sie dort nicht. Die schöne Frau ist trotz vieler Affairen und Bekanntschaften einsam und sehnt sich nach dem Leben unter dem grossen Baobab-Baum vor dem Dorf.

Vasquezjpg Juan Gabriel Vasquez: "Wenn es an Licht fehlt"

  • Im Oktober 2016 besucht der kolumbianische Regisseur Sergio Cabrera eine Retrospektive seiner Werke in Barcelona und erinnert sich hier an seine politische Vergangenheit. Vasquez beschreibt - wohl literarisch etwas überhöht - die bemerkenswerte Familiengeschichte der Cabreras über vier Generationen, vom spanischen Bürgerkrieg über die chinesische Kulturrevolution bis zur kolumbianischen Guerillabewegung. Ein Roman über die Spannung zwischen persönlicher Freiheit, Ideologie und politischem Engagement.

Jefenjewjpg Viktor Jerofejew: Der grosse Gopnik"

  • Der exilierte Dissident Jerofejew beschreibt sein Russland nach dem Überfall auf die Ukraine. In Putin erkennt er das Psychogramm eines emporgekommenen Strassenrowdys (Gopnik). Er scheint gleichzeitig fasziniert und abgestossen von der diktatorischen Herrschaft des Kreml. Literarisches Potpourri aus Fantastischem (der "kleine nächtliche Stalin"), Biographischem (Kind von russischen Diplomaten in Paris), reichlich Elitärem (Wir die Intelligenzia und das Volk) und Pikantem (Schwängerung der Schwester).

McCartenjpg Anthony McCarten: "Going Zero"

  • Der Thriller spielt im Milieu des Betatests für eine grosse Überwachungssoftware: Die Testpersonen - Zero 1 bis Zero 10 - sollen sich für einen Monat unauffindbar machen, ihnen winkt ein grosses Preisgeld. Und der Überwachungsfirma, die sie mit allen Mitteln sucht, winkt ein noch viel grösserer Staatsauftrag, wenn sie alle Flüchtigen einfängt. Dahinter stecken nicht nur finanzielle Interessen, sondern vor allem skrupellosen Machenschaften.

Kehlmannjpg Daniel Kehlman: "Lichtspiel"

  • Gut geschriebene und aus vielen Blickwinkeln beobachtende historische Fiktion um den deutschen Regisseur G.W. Pabst. Der flieht zuerst vor den Wirren der 30er Jahre in die USA, ist dort erfolglos, kommt wegen seiner Mutter (?) kurz vor Kriegsausbruch nach Österreich zurück und dreht während des zweiten Weltkriegs Unterhaltungsfilme in Berlin. Sein letztes Werk ist verschollen.

NDiaye-2jpg Marie NDiaye: "Drei starke Frauen"

  • Drei Kurzgeschichten: Vom egomanischen Alten, der seine Tochter nach Senegal zurückbeordert, vom Franzosen, der zuhause die mitgebrahte Familie dahinwelken sieht, von der verstossenen Witwe, die bei der Flucht nach Europa umkommt. Eindrückliche Psychogramme, lange "französische" Sätze, gute Übersetzung.

SuterjpgMartin Suter: "Melody"

  • Ein unbeschäftigter junger Jurist wird als Nachlassverwalter eines alten reichen Mannes vom Zürichberg angestellt. Der hat den Auftrag, der Nachwelt ein positives Bild des Alten zu sichern. Nach dessen Tod findet der Gehilfe heraus, dass die Geschichte der grossen Liebe mit der verschollenden Meldody weitgehend erfunden war. Nett.

Morganjpg J.O. Morgan: "Der Apparat"

  • Dystopie einer Welt, in der es kein Internet gibt und die Menschen sich via Teleportation bewegen. Sammlung von satirischen Stories über technischen Fortschritt, aber kein Roman.

whiteheadjpg Colson Whitehead: "Die Regeln des  Spiels"

  • Harlem in den 7oer Jahren: Ray Carney will von krummen Geschäften nichts mehr wissen. Er hält sich raus aus dem täglichen Chaos der Stadt, wo Gangster sich Schießereien liefern und die Black Liberation Army zum bewaffneten Kampf aufruft. Weil seine Tochter unbedingt ein Ticket für die Jackson Five haben will, aktiviert er alte Beziehungen und wird wieder in die Szene hineingezogen. So sind die Regeln des Spiels - am Schluss brennt sein Möbelgeschäft.

pateljpg Sheena Patel : "I‘m a Fan"

  • Eine junge schwarzen Frau ist vernarrt in einen älteren Mann und will mit ihm zusammensein. Dieser ist verheiratet und führt eine aktive Beziehung mit einer Geliebten. Sie ist ist Hassobjekt der namenlosen Ich-Erzählerin: Die weisse Frau, die ihr perfektes Leben öffentlich im Internet zelebriert, von der sie besessen ist, die sie stalkt. Immer wenn die Erzählerin endlich ihren Verehrten trifft, kommt irgendwie wieder die Andere (oder die Ehefrau) in die Quere.

guntyjpg Tess Gunty: "Kaninchenstall"

  • Die esotherische Blandine hat eine Obsession für Hildegard von Bingen und lebt im schäbigen Apartmentkomplexes eines heruntergekommenen Industrieortes im Rustbelt der USA. Nur durch die dünnen Wände von ihren Nachbarn getrennt: einer Frau, die online Nachrufe schreibt und die sich die Rache des Sohnes einer Verstorbenen zuzieht; von Jungs in der WG, die ihr an die Wäsche wollen; einer jungen traumatisierten Mutter; einem Ehepaar, das den Kampf gegen Nagetiere führt. Sehr schräg.

boylejpg T.C. Boyle: "Blue Skies"

  • Alle Katastrophen dieser Welt. Die Natur geht den Bach runter und die Menschen spinnen. Die Tochter posiert gern mit Schlangen, bis das erwartbare Unglück passiert, der Sohn verliert den Arm bei der Käferjagd, Mama versucht ökologisch zu leben und bringts doch nicht. In Kalifornien fehlt das Wasser, alles brennt. Und in Floria hört der Regen nicht auf.

Hermann2jpg Ulrike Herrmann: "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung"

  • Wider die liberale Neoklassik und die Lehre des Monetarismus: Die Theorien der alten Meister, Adam Smith, Karl Marx, Maynard Keynes. Was ist die adäquate Wirtschaftstheorie für die Beschreibung des heutigen Kapitalismus?

Sterblichjpg Ulrike Sterblich: "Drifter"

  • Wenzel und Killer sind alte Buddies aus Jugendzeiten. Wenzel lenkt sich gern mit Free Cell ab, wenn das Leben etwas kompliziert wird, der Erfolgstyp Killer wird vom Blitz getroffen und ist danach ein anderer Mensch. Sehr lustig am Anfang, zweite Hälfte ein bisschen viel frei fliegende Fantasie.

Lewisjpg Shady Lewis: "Auf dem Nullmeridian"

  • Der Ich-Erzähler ist ein ägyptischer Emigrant, angestellt in einer Londoner Sozialbehörde. Er lässt sich überreden, für die schickliche Beerdigung eines ihm unbekannten jungen Landsmanns zu sorgen, der allein gestorben ist. Gleichzeitig bestellt ihn ein Kollege nach Greenwich, um sich wegen eines Zwischenfalls mit einer toten Frau abzusprechen. Immer wieder kommen ihm Schauergeschichten seiner verstorbenen Grossmutter in den Sinn. Das Leben ist verwirrend wie die Vorstädte Londons.

Frankopanjpg Peter Frankopan: "Zwischen Himmel und Erde. Klima - eine Menschheitsgeschichte"

  • Umfangreiche Weltgeschichte, mit Schwerpunkt Klima und Landwirtschaft, aber vielen Exkursen zu Politik, Kultur und Religion. Zum Teil etwas ausladend und ermüdend. Eine Fokussierung auf eine Weltregion hätte dem Buch vielleicht gut getan.

aldanowjpg Mark Aldanow: "Der Anfang vom Ende"

  • Drei Russen im Paris der 3oer Jahre: Kangarow (der Diplomat), Tamarin (der Militärexperte) und Wislicenus (der Politkommissar). Als Gegenfigur, der berühmte französische Schriftsteller Vermandois: Sie alle refelektieren, monologisieren und kommentieren den Zustand der kaputten Welt und erleben im Lauf des Romans auch ihren persönlichen Anfang vom Ende: Kanagrow muss befürchten, wegen seiner Affäre mit der Sekretärin in Moskau in Ungenade gefallen zu sein, Tamarin stirbt im spanischen Bürgerkrieg, Wislicenus wird umgebracht und der eitle Vermandois verliert die Gunst des Publikums.

Yiwujpg Liao Yiwu: "Die Liebe in Zeiten Mao Zedongs"

  • Verschiedene Liebesabenteuer des Studenten Zhuang Ziguis zu Zeiten der Kulturrevolution, zuerst als begeisterter junger Rotarmist, später als Verbannter auf dem Land und als Flüchtling im Tibet. Das chinesische Volk erscheint als indoktrinierte Masse, oft brutal und ohne Empathie, gegenüber andern teils offen rassistisch. Der Roman des oppositionellen Autors ist eine Abrechnung mit der Kommunistischen Partei.

Lenzenjpg Manuela Lenzen: "Der elektronische Spiegel. Menschliches Denken und künstliche Intelligenz"

  • Was ist Intelligenz überhaupt? Was ist künstliche Intelligenz? Und was können Entwickler solcher Systeme aus der Intelligenz biologischer Wesen lernen? Tour d'horizon über wissenschaftlich-technische Entwicklung in den Grenzbereichen zwischen Computerwissenschaften und Kognitionsforschung. Spannend.

Frenchjpg Howard W. French: "Afrika und die Entstehung der modernen Welt. Eine Globalgeschichte"

  • Sehr erhellende Geschichte über die Bedeutung Afrikas für den Aufstieg des Kapitalismus in Europa. Die Jagd nach Afrikas Gold seit dem 15. Jahrhundert wird bald abgelöst durch den noch viel attraktiveren Sklavenhandel aus Westafrika, mit Exporten zuerst in die Karibik, dann nach Brasilien und die USA. Die europäischen Staaten und ihre Kolonien profitieren enorm und liegen im dauernden Krieg um den gewinnträchtigen Menschenhandel.

Herrmannjpg Ulrike Herrmann: "Das Ende des Kapitalismus"

  • Klimaschutz und Reduktion der Treibhausgase sind für unser Überleben zentral. Aber im Kapitalismus mit seinem Zwang zum Wachstum sind sie nicht zu erreichen. Darum muss der Kapitalismus einer Kreislaufwirtschaft Platz machen. Es braucht Degrowth, es braucht Verzicht und staatliche Steuerung wie in einer Kriegswirtschaft. Wie diese allerdings aus der gegenwärtigen gesellschaftlichen Konstellation zu erreichen wären, ist nicht ersichtlich.

Shalevjpg Zeruya Shalev: "Schicksal"

  • Starker Roman von zwei Frauen unterscheidlichen Alters, die am Leben ihrer Familien und an der Geschichte Israels leiden. Die alte Rachel war als junge Frau jüdische Terroristin im Kampf gegen die Briten. Die jüngere Atara ist die Tochter jenes Mannes, der Rachel nach kurzer Ehe verlassen und eine neue Familie gegründet hat. Atara verliert unerwartet ihren Mann, mit dem sie sich sooft gestritten hat und entdeckt ihre Liebe zu ihm neu. Und sie verliert wie Rachel ihren Sohn an die Religion.

Erdrichjpg Louise Erdrich: "Der Nachtwächter"

  • Hochgelobter Pulitzer-Preisträger: in der deutschen Übersetzung riecht der Roman etwas nach Indianer-Kitsch. Thema ist der Kampf der Turtle Mountain Chippewa für die Erhaltung ihres beschränkten Reservatsgebietes in den 50er Jahren. Der Nachtwächter Thomas und seine kämpferische Nichte Patricia (Pixi) pilgern nach Washington, um ihre Bitte vorzutragen.

Khanijpg Behzad Karim Khani: "Hund, Wolf, Schakal"

  • Saam und sein jüngerer Bruder Nima kommen mit ihrem Vater als Flüchlinge nach Berlin. Saam verschlägt es in die Ganovenszene. Er wird vom Aussenseiter zum gefürchteten Streetgangster und wandert nach einem misslungenen Überfall für ein paar Jahre ins Gefängnis. Nima wird integrierter Gymnasiast und dealt ein bisschen mit Kokain. Nach dem Knast hat Saam keine Chance in der Freiheit. Ein bezahlter Rächer bringt ihn um. Harte Story,  starke Sprache, eindrücklich.

Rugejpg Eugen Ruge: "Pompeji"

  • Josse, der junge Nowbody aus der Provinz, warnt in Pompeji vor dem Vulkan, wird erst niedergemacht, dann hochgelobt, macht aus Opportunismus rechtsumkehrt und behauptet das Gegenteil - bis am Ende der Vulkan ausbricht. Persiflage auf Fake News und Manipulation der politischen Willensbildung, Expertokratie und Einfluss reicher Demagogen in der Demokratie.

Kennedyjpg A. L. Kennedy: "Als lebten wir in einem barmherzigen Land"

  • Die larmoyante Volksschulleherin mit Mutterkomplex und ihr Widerpart, der geheimnisvolle Artist in der Theatertruppe, der sich als Killer und eingeschleuster Geheimagent entpuppt. Das Rumpelstilzchen-Motiv, hochgelobt im Feuilleton, nicht so knackig zu lesen, teils holprige Übersetzung.

Morajpg Tereza Mora: "Der einzige Mann auf dem Kontinent"

  • Darius Kopp ist ein Schlemmer und hoffungsloser Taugenichts und schummelt sich als einziger Vertreter einer amerikanischen Firma für Netztwerkteile durchs Leben. Lustig.

Diggelmannjpg Oliver Diggelmann: "Die Lichter von Budapest"

  • Ein etwas zielloser junger Mann folgt seiner Frau und aufstrebenden Juristin nach Budapest. Dort gerät sie bei der Ausschreibung von grossen Infrastrukturprojekten in kriminelle Machenschaften. Ein Roman über ungarische Politik in den Nullerjahren, über Beziehungsklüngelei, Korruption und Manipulation von EU-Geldern, die mit Hilfe internationaler Anwaltskanzleien versickern.

nadasjpg Peter Nadàs: "Schauergeschichten"

  • Ausgangspunkt der Schauergeschichten ist eine alte geizige Bäuerin, ursprünglich aus einer noblem ungarischen Familie, die beim krampfen über alles und jeden schimpft. Von einer Person zur nächsten springt die Erzählung, das Raisonnieren und (bis zum Überdruss) auschweifende innere Monologe zeigen latente Gewalt, Gier und Grossmut in einem ländlichen Milieu an der Donau.

kemenyjpg István Kemény: "Liebe Unbekannte"

  • Tamás Krizsán, der junge Ich-Erzähler, wächst im Ungarn in den 1970er-Jahren (Aera Kádár) auf. Der Roman erzählt in einem grossen Panoptikum vom Leben der Menschen: Von Emma, Krizsáns ewige Jugendliebe, die ihr Leben lang von einer gruseligen Kindergeschichte verfolgt wird, von ihrem Grossvater, der die königliche Bibliothek von Buda leitete, den regimetreuen Professoren und den aufrührerischen Studenten, die sich dort tummeln, von seinem Freund Gabor mit Tourett-Syndrom, usw. Humorvoll, witzig.

 Despentesjpg Virginie Despentes: "Liebes Arschloch"

  • Drei Figuren beschimpfen sich im Internet. Der komplexbehaftete Schriftsteller Oscar und die alternde Schauspielerin Rebecca nähern sich aber an, werden sich zu gegenseitigen Stützen. Die junge Feministin Zoë, die vom Schriftsteller einmal bedrängt worden ist, bleibt bei ihrer Verletztheit und Ablehnung: MeToo, Corona, Drogenentzug, Internet und Social Media, alles in einem spritzigen Briefroman.

Chirbesjpg Rafael Chirbes: "Spanien-Trilogie"

  • Spanien zur Zeit von Francos Tod. Grosses Personenenkarrussell, drei Romane mit zum Teil weitschweifigen Beschreibungen, Orientierung nicht immer einfach, kein Page-Turner. Themen: Polarisation der Gesellschaft, reaktionäre Gewalt vs. linksradikale Studenten, verunsicherte Arbeiter, gelangweilte Hausfrauen, Sehnsucht nach dem ländlichen Spanien, Vereinsamung in der grossen Stadt Madrid.

 Vuillard1jpg Eric Vuillard: "Ein ehrenhafter Abgang"

  • Der grosse Absturz der ehrpusseligen französischen Kolonialpolitik in Vietnam, von der Nachkriegszeit 1946 über das Desaster von Dien Bien Phu bis zum schmählichen Abzug der Amerikaner aus Saigon. Ein Abgang, der Vietnam einen schrecklichen, verlustreichen Krieges gebracht hat, bitterbös und pointiert erzählt.

Vuillaud2jpgEric Vuillard: "Die Tagesordnung"

  • Die Deutsche Industrie finanziert Hitlers Machtergreifung, 1938 folgt die Groteske des Einmarschs in Oesterreich, der Anschluss, das Appeasement und am Ende des Kriegs die Nürnberger Prozesse. Bloss knapp 90 Seiten, aber ein Muster journalisch engagierter und gleichzeitig hoch literarischer Geschichtsschreibung!

Empolijpg Giuliano da Empoli: "Der Magier im Kreml"

  • Fiktionale Beichte des ausgestiegenden Top Beraters Wadim Baranow. Sie zeigt Machtmechanismen und Denkweise im Kreml anhand realer Begebenheiten der Putin-Aera.

Figesjpg  Orlando Figes: "Eine Geschichte Russlands"

  • Flüssig geschriebene politische Geschichte von den ukrainischen Rus des Mittelalters über die Herrschaft der Zaren, die napoleonischen Kriege bis zur Revoluton von 1917.  Und schliesslich von der Stalin-Aera und dem "grossen vaterländischen Krieg" bis zum heutigen, postsowjetischen Russland. Interessantes Kapitel über die aktuellen Konfrontation mit der Nato und Putins Begründung für den Krieg gegen die Ukaraine.

Cohenjpg Joshua Cohen: "Die Netanjahus"

  • Eine Historiker namens Blum wird gedrängt, in die Wahlkommission für einen neuen jüdischen Kollegen in seinem College Einsitz zu nehmen und sich um ihn zu kümmern. Dieser Netanjahu reist zur allgemeinen Überraschung mit seiner ganzen Familie an und schliesslich haben die Blums die unflätigen Gäste im eigenen Haus. Der mittlere Sohn des Professors heisst Benjamin, wird spätere einmal israelischer Ministerpräsident. Witziger Roman nach einer wahren Begebenheit.

Saundersjpg George Saunders: "Bei Regen in einem Teich schwimmen"

  • Von berühmten russischen Schriftstellern lernen, was eine gute Geschichte ausmacht. George Saunders' vergnügliche Bilanz seiner Vorlesungen über Creative Writing: Beispiele von Tolstoi, Tschechow, Turgenjew und Gogol.

Sarrjpg Mohamed Mbougar Sarr: "Die geheimste Erinnerung der Menschen"

  • Ein Schriftsteller begibt sich auf die Suche nach dem einzigen, offenbar umwerfenden Roman eines senegalesischen Schriftstellers, das im Jahr 1938 in Paris publiziert worden ist. Seit der damaligen Polemik um Plagiate ist das Buch verschollen. Sarr schildert in mehrfach verschachtelten Handlungssträngen die Suche in Begegnungen mit Menschen, die den Autor oder seine Familie gekannt haben, oder die wengistens glaubhafte Geschichten über ihn kennen. Tönt schwierig, ist aber sehr gut zu lesen. Das Thema ist eigentlich die Suche nach einer afrikanischen Identität.

McEwanjpg Ian McEwan: "Lektionen"

  • Ein "Männerbuch": Roland wird als Internatsschüler von der Klavierlehrein als Sextoy missbraucht, läuft von der Schule weg, gondelt durch die Welt, kriegt nicht viel auf die Reihe. Er bekommt einen Sohn mit einer Frau, die wegen ihrer schriftstelllerischen Ambitionen Mann und Kind verlässt und in Deutschland eine grosse  Autorin wird. Späte Heirat mit einer Jugendfreundin, die schon bald darauf an Krebs erkrankt und stirbt. Der Rückblick auf sein Leben zwingt ihn zu schwierigen Begegnungen mit der Klavierlehrein und der berühmten Ex-Frau, er findet Trost und Halt im Kreis der Kinder und Grosskinder. Rückblick auf das Leben eines alten weissen Mannes und auf 70 Jahre europäischer Geschichte.

Hamidjpg Mohsin Hamid: "Der letzte weisse Mann"

  • Protagonist Anders erwacht eines morgens mit dunkler Haut. Er ist panisch, getraut sich kaum mehr aus dem Haus. Reihum werden immer mehr Menschen über Nacht schwarz, bald auch Freundin Oona. Verunsicherung greift um sich, Rassismus führt zu Militanz und Krawallen. Oonas Mutter schafft es nicht, die Vorurteile gegenüber ihrer schwarzen Tochter abzulegen. Der Vater dagegen akzeptiert den Sohn, stirbt als letzter weisser Mann.

Caminito2jpg Giulia Caminito: "Das Wasser des Sees ist niemals süss"

  • Gaia wächst an einem See nördlich von Rom in armen Verhätlnissen auf. Der Vater sitzt nach einem Arbeitsunfall im Rollstuhl, die energische Mutter bringt die Familie durch. Sie sorgt mit permanentem Druck auf die Tochter für gute Schulnoten bis hin zum Uniabschluss, übergeht aber ihre Bedürfnisse nach familiärer Geborgenheit und Empathie. Die unsichere Gaia vereinsamt, verliert ihre Freundinnen, findet keine Arbeit, rebelliert gegen enttäuschte Träume. Traurig.

menassejpg Robert Menasse: "Die Erweiterung"

  • Die EU-Erweiterung von Albanien steht auf der Agenda. Die EU diskutiert und prüft, während sich die albansiche Regierung von einem Berater zu einem verrückten Plan mit Skanderbegs Helm hinreissen lässt. Etwas schräg zu dieser witzigen Kommödie steht eine zweite Storyline mit zwei ehemaligen Solidarnosc-Aktivisten in Polen, die heute verfeindet sind: der eine arbeitet für die EU-Erweiterung, der andere repräsentiert das offizielle Polen, den grossen Bremser der europäischen Solidarität.

Kurkowjpg Andrej Kurkow: "Graue Bienen"

  • Ein Bienenzüchter lebt mit seinem Nachbarn als letzte verbliebene Bewohner seines Dorfes zwischen den Fronten im Donbas - in der grauen Zone. Winter, kein Strom, immer wieder Artillerien-Duelle, seine Bienen brauchen Ruhe. Er fährt mit den Stöcken ins russisch kontrollierte Gebiet und auf die Krim, wo die Bienen sich den Sommer über erholen sollen. Hin und zurück durch die Ungewissheiten von Checkpoints und Grenzkontrollen, ein Art Road Movie der frühen Jahre des Ukraine Konflikts.

De L-Horizonjpg Kim de l'Horizon: "Blutbuch"

  • Nonbinäre Person setzt sich schreibend mit ihrer Kindheit und der verschlossenen Grossmutter auseinander, die jetzt dement in einem Heim sitzt. Weil sie es nicht schaffte, über Körpergefühl und Sex zu sprechen, weil in der Vergangnheit vieles totgeschwiegen wurde und die Geschichte der Frauen in der Familie ungeklärt bleibt, gerinnt die Auseindersetzung schliesslich zu englischen Briefen an die Grossmutter, welche diese nie wird lesen können. Formal vielfältig (Mundart, Helvetismen, etc.), stark.

Kadare_Generaljpg Ismail Kadare: " Der General der toten Armee"

  • Ein italienischer General und ein Priester suchen 20 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg im unwirtlichen Albanien die Gebeine der toten italienischen Soldaten: Trübes Wetter, trübe Stimmung. absurdes Theater.

Kadare_Steinjpg Ismail Kadare: " Geboren aus Stein"

  • Erinnerungen an die Heimat in Gjirokaster, Albanien. Erfrischende Verbindung naiv-jugendlicher Ansichten von Buben in der Zeit der neu installierten Herrschaft der kommunistischen Partei (1946 ff) und eines politischen Portraits der Zeit.

Kadare_Verbanntejpg Ismail Kadare: " Die Verbannte"

  • Ein Schriftsteller signiert sein Buch für eine Frau, die als Stellvertreterin ihrer verbannten Freundin an ihn herantritt. Der Mann und die Frau verlieben sich unglücklich. Die eigentlich aus der Ferne verliebte Verbannte indes stirbt an Krebs, ohne dass sich ihr Traum von einer Rückkehr in die Hauptstadt Tirana und zu dem Geliebten erfüllt.

Kadare_Pyramidejpg Ismail Kadare: "Die Pyramide"

  • Politische Parabel über den Bau der Cheops-Pyramide als eines unsinnigen staatlichen Grossprojekts, dessen repressives Konzept über die ganze Welt verstreut Nachahmer und Abkömmlinge findet.

vonWyljpg Benjamin von Wyl: "In einer einzigen Welt"

  • Parallel erzählte Geschichte über die Ausbreitung des virtuellen elektronischen Netzwerks der Influenzerin und ihres verliebten Followers und des biologischen Netzwerks der Pilze, welche am Ende alles verschlingen möchten. Very strange.

Tschischwitzjpg Heiko von Tschischwitz: "Die Welt kippt"

  • Na ja! Eine Grossinvestorin in Umweltschutzprojekte und eine grüne Aktivistin verlieben sich, während sie doch die Welt retten sollten. Der US-Präsident und der deutsche Kanzler machen sich derweil Sorgen über den globalen Vormarsch der Chinesen und ihre geheimen Aufforstungsprojekte in Afrika(!) - B wirtschaftung grüner Naivität!

Kayodejpg Femi Kayode: "Light seekers"

  • Nochmals Nigeria und seine gesellschaftlichen Probleme, diesmal als Krimi: Ein Psychologe soll helfen, den Lynchmord an drei Studenten zu klären. 

Soyinkajpg Wole Soyinka: "Die glücklichsten Menschen  der Welt"

  • In Nigeria, wo wegen Präsidentschaftswahlen grosse Aufregung herrscht, verkaufen skrupellose Geschäftemacher gestohlene Körperteile aus einem Krankenhaus. Der Chirurg Dr. Menka, teilt seine grausige Entdeckung mit seinem ältesten College-Freund, dem Ingenieur Duyole Pitan-Payne. Der sollte zur UNO, wird aber - in den Augen unsichtbarer Feinde gerade rechtzeitig - vor seiner Abreise umgebracht. Der Kampf mit der Familie um die Beerdigung des Ermordeten nimmt breiten Raum ein. Ein Roman über Nigerias Upperclass, Macht und Gier.

Freijpg Lea Ypi: "Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte"

  • Albanien 1989:  Lea Ypi erinnert sich an das Land ihrer Kinheit als ihr Zuhause, als ein Ort der Geborgenheit, des Lernens und der Freiheit. Alles ändert sich mit dem Fall der Berliner Mauer. In Tirana wird Enver Hoxhas Statue vom Sockel stürzt. Egoistische Geschäftemacher ruinieren die Wirtschaft, die Aussicht auf eine bessere Zukunft löst sich auf in Arbeitslosigkeit und Massenflucht. Ein Memoir, das auch zeigt, wie der Begriff der Freiheit von Herrschaftsverhältnissen abhängt.

Maijpg Nguyen Phan Que Mai: "Der Gesang der Berge"

  • Huong wächst bei ihrer Großmutter auf, mitten im vom Krieg gebeutelten Hanoi der frühen 1970er Jahre. Der Vater ist auf den Schlachtfeldern verschollen, ihre Mutter folgte ihm in der Hoffnung, ihn zu finden. Und die Großmutter erzählt Huong an den vielen langen Abenden die Geschichte ihrer Familie und des Landes.

Schneebergerjpg Christoph Schneeberger: "Neon, Pink & Blue"

  • Geschichte eines orientierungslosen Zürcher Transvestiten. Indirekter Rede eines anonymen Erzählers. Assoziativer Stil, mühsam zu lesen.

Chakrabartyjpg Dipesh Chakrabarty: "Das Klima der Geschichte im planetarischen Zeitalter"

  • Anregende geschichtsphilosophische Auseinandersetzung mit Klimawandel und Artensterben im Anthropozän. Das Begriffspaar 'Globus' (Globalisierung, Politik, Kultur, Sphäre des Menschen) und 'Planet' (Bioshäre des Planeten mit allen darauf lebenden und nicht-lebenden Elementen) bezeichnet zwei grundsätzlich verschiedenen Blickwinkel auf die Geschichte der Erde. Und auf das Erbe, das die Menschheit ihr noch 100'000 Jahre hinterlassen wird.

Garmusjpg Bonnie Garmus: "Eine Frage der Chemie"

  • Fidele Geschichte einer Chemikerin in den 60er Jahren, die unerschrocken ihren Weg gehen will, sich aber im Machobetrieb ihrer Wissenschaft nicht durchsetzen kann und das Insitut verlassen muss. Schliesslich übernimmt sie in ihrer Not in einem lokalen TV-Sender eine Kochsendung am Nachmittag für Hausfrauen - und die Chemie ist natürlich auch hier wieder ihr zentrales Thema.

Galorjpg Oded Galor: "The Journey of Humanity - Die Reise der Menschheit durch die Jahrtausende"

  • Wirtschaftsgeschichtlicher Ansatz für eine grosse Geschichte der Menscheit. Die Frage nach den Treibern für Innovation, wirtschaftliche Prosperität oder ungleiche Entwicklung. Die wichtigsten Bedingungen sieht der Autor in anthropologischen, kulturellen und geographischen Bedingungen sowie im optimalen Mass an Diversität einer Gesellschaft gesehen.

Twardochjpg Szczpan Twardoch: "Das schwarze Königreich"

  • Warschau nach dem deutschen Angriff 1939: Eine Zeit der Besatzung, des brutealen Antsemitismus von Polen und Deutschen und des fast aussichtslosen Kampfs der Warschauer Juden ums Überleben. Der jüdische Unterweltkönig Jakub Shapiro ist vom Thron gestürzt und liegt im Sterben. Wir sehen ihn in den Erinnerungen seiner Geliebten, die ihm das Leben retten will und seines Sohnes, der ihm den Verrat an der Familie nicht verzeiht.

Aydemirjpg Fatma Aydemir: "Dschinns"

  • Hüseyin hat ein Leben lang in Deutschland gekrampft, kauft sich zur Rente eine Wohnung in Istanbul und stirbt beim Einzug. Zur Beerdigung reist ihm seine Familie aus Deutschland nach: Ein Witwe, vier Kinder. Der Roman erzählt von Menschen, die zufällig miteinander verwandt sind, die mit ihrem Leben ringen, von ihren Ängsten,  ihren unerfüllten Wünschen, ihren Geheimnissen. Stark.

Enriguejpg Alvaro Enrigue: "Jetzt ergebe ich mich, und das ist alles"

  • Ein Geschichtsbuch über Mexiko in Form eines Romans: Leutnant Zuloaga bekommt den Auftrag, eine junge Witwe zu suchen, welche die Apachen 1836 beim Überfall auf eine Ranch entführt haben. Als er die Frau schließlich findet, will sie nicht mehr zurück ins weisse Siedlerleben. Parallel wandelt der Autor in der Gegenwart auf den Spuren des berühmten Apachenkriegers Geronimo und erzählt das kuriose Drama der damaligen Kapitulation im umstrittenen Grenzgebiet zwischen Mexiko und USA.

Twardochjpg Szczpan Twardoch: "Demut"

  • Alois Prokara, der arme Leutnant aus Schlesien, erwacht kurz vor Ende des ersten Weltkriegs schwer verwundet in einem Lazarett in Berlin. Immer noch hat er Agnes vor Augen, seine Liebe aus Jugendtagen. Aber die Welt ist nicht mehr die selbe: der Kaiser ist abgedankt, Fraktionen von linken und rechten Parteien kämpfen um die Macht, Nationalismus und Revanchismus blühen. Auch zu Hause in Oberschlesen ist alles anders geworden. Titel?

Lucadoujpg Julia von Lucadou: "Tick Tack"

  • Bevor sie sich auf die U-Bahngleise legt, kündigt die 15 jährige Mette in TikTok-Videos ihr Vorhaben an. Niemand reagiert, gerettet wird sie trotzdem. Ihr Selbstmordversuch motiviert aber den gescheiterten Studenten Jo, die Jugendliche als Anti-Influencerin und Kämpferin gegen den Mainstream zu rekrutieren. Der Mist, den er ihr eintrichtert, macht Mette zum willigen Werkzeug seiner Verschwörungstheorien.

Glanzjpg Berit Glanz: "Automaton"

  • Nächtelang beobachten junge Menschen gegen geringes Geld Sicherheitsvideos. Eine dubiose Firma hat sie für diese Handarbeit angestellt, weil ihre künstliche Intelligenz nicht funktioniert. Das Verschwinden eines Obdachlosen mit seinem Hund auf einem der Videos fällt ihnen auf . Sie finden schliesslich heraus, wer dessen alte Freundin ist und dass er verletzt im Spital liegt. Etwas fad.

Rezajpg Yasmina Reza: "Serge"

  • Drei jüdische Geschwister aus Paris reisen auf Betrieben ihrer umtriebigen Enkelin zur Besichtigung des Lagers nach Auschwitz. Serge, der unsympathische Nörgler, Jean, der Vermittler im familiären Gezänk und Nana, die ehemals umschwärmte Schwester mit dem unpassenden spanischen Mann. Komische Familienszenen vor tragischem Hintergrund, scharfsinnig beobachtet.

Khiderjpg Abbas Khider: "Der Erinnerungsfälscher"

  • Der Autor ist ein in Deutschland eingebürgerter und Deutsch publizierender ehemaliger Flüchtling aus dem Irak. Auf dem Heimweg von einer Lesereise erreicht ihn die Meldung, dass seine Mutter in Bagdad im Sterben liegt. Er biegt direkt zum Flughafen ab. Auf der Reise bewegen ihn Erinnerungen und Gedanken zu seiner Kindheit, der Flucht und zum neuen Leben in Deutschland.

Pamukjpg Orhan Pamuk: "Die Nächte der Pest"

  • Pestepidemie 1901 auf der fiktiven Ägäis-Insel Minger -  ein historischer Roman mit einer türkischen Prinzessin, ihrem Ehemann und Quarantäne-Arzt sowie vielen weiteren fiktiven Figuren, der das Leben und den Kampf gegen die Pest im osmanischen Reich um die Jahrhundertwende beschreibt. Leider viel zu lang geraten.

brownjpg Natasha Brown: "Zusammenkunft"

  • Nach oben kommen, das war der Plan der ambitionierten schwarzen Bankerin. Bis zur Erschöpfung kämpft sie sich in der Londoner Finanzwelt ins mittlere Kader hoch, wird für ihren Arbeitgeber zum Showgirl der Disversity, liebt einen Freund mit Geld so alt und dreckig wie das Empire, kämpft mit ihrer Krebsdiagnose. Ein skizzenhafter Roman auf knappen 100 Seiten.

NDiayejpg Marie NDiaye: "Die Rache ist mein"

  • In die Kanzlei der unsicheren und wenig erfolgreichen Anwältin Me Susane kommt ein Mann und bittet sie, seine Frau zu verteidigen, die ihre drei Kinder umgebracht hat.  Die Anwältin ist überzeugt und weiss doch nicht recht, dass/ob dieser Mann einmal ein Jugendidol von ihr war; dass/ob  es in seinem Zimmer damals zu Übergriffen gekommen ist, usw. Unsicherheit über Wahrheit und Lüge erfasst ihr ganzes Leben und vergiftet die Beziehung zu den Eltern, ihrer Hausangestellten, dem Freund. Interessantes Psychogramm. Übersetzung suboptimal.

Kapielskijpg Thomas Kapielski: "Je dickens, destojewski!  - ein Volumenroman"

  • Ein Feuerwerk aus Kalauern, Sprachspielen, Wortdrehern und Flachwitzen: der verpeilte Romanheld Werner L. Wuboldt schwankt immer etwas besoffen zwischen zwei Kneipen in Spandau und Bamberg hin und her, vertrödelt seine Zeit mit dummen Schwätzern am Stammtisch und wird hie und da in die Schranken gewiesen von seinem Schöpfer und Herrn, dem Autor Pohle. Lustig.

Padurajpg Leonardo Padura: "Der Mann, der die Hunde liebte"

  • Der Roman führt drei Handlungsstränge zusammen: das traurige Leben eines Erzählers im Kuba der 80er und 90er Jahren, die Politik der Kommunisten zur Verteidigung der Republik im spanischen Bürgerkrieg und Trotzkis Odysse und Ermordung im mexikanischen Exil. Blinder Gehorsam gegenüber den ideologische Konstruktionen des Stalinismus enden bei den Überlebenden in Verachtung, Wut und Selbstmitleid. Sehr eindrücklich.

Oksanenjpg Sofi Oksanen: "Hundepark"

  • In der Ukraine betreibt die Fruchtbarkeitsindustrie ein übles Geschäft mit Leihmüttern und Eispenderinnen. Die Ich-Erzählerin Olenka stammt aus ärmlichen Kohlregionen im Osten. Sie arbeitet sich hoch und betreibt ein skrupelloses Geschäft mit den Spenderinnen und ihren reichen Kunden aus Westeuropa. Und sie stolpert schliesslich über die mafiöse Vergangenheit ihrer Familie. Spannender, aber etwas komplizert aufgebauter Krimi.

galgutjpg Damon Galgut: "Das Versprechen"

  • Die südafrikanische Burenfamilie Swart soll ihrer langjährigen schwarzen Haushälterin Salome das kleine Häuschen schenken, auf dem sie am Rande des grossen Farmlandes wohnt. Das verlangt die Mutter auf dem Sterbebett. Ihr Mann und ihre beiden ältern Kinder sterben einer nach dem andern auch, während die jüngere Geschichte Südafrikas an uns vorbeizieht. Die Swarts vergessen ihr Versprechen. Stark.

Gurnahjpg Abdulrazak Gurnah: "Das verlorene Paradies"

  • Der kleine Yusuf wird aus dem Elternhaus gerissen und muss die Schulden des Vaters im Laden seines reichen Onkels abarbeiten. In der Fremde lernt er den Handel von einem andern jungen Mann in gleicher Lage. Findet sich mit seinem Schicksal ab; zieht später mit der Karawane des Onkels ins Landesinnere Ostafrikas, um Geschäfte zu machen; kommt nach langen, gefährlichen Jahren zurück; verliebt sich unglücklich. Coming-of-age in einem sehr melancholischen Grundton.

grossmannjpg Wassili Grossmann: "Stalingrad"

  • Ein riesiges, pathetisch-patriotisches Epos mit einem grossen Figurenkabinett. Im Mittelpunkt steht die Stalingrader Familie  Schaposchnikow. Bisweilen poetisch bei der Schilderung von Land und Leuten, wortgewaltig bei der Beschreibungen von Kriegsszenen, überladen bei den patriotischen Ausschmückungen. Der Roman hat seit seiner Entstehung nach dem zweiten Weltkrieg diverse Umarbeitungen erfahren. Hier eine restaurierte Fassung, ca. 1150 Seiten.

Zhangjpg C Pam Zhang: "Wie viel von diesen Hügeln ist Gold"

  • Eine Art Western: zwei Mädchen aus einer armen chinesischen Goldgräberfamilie verlieren ihre Eltern und ziehen als verlorene und sehr gegensätzliche Waisenkinder durch das weite Bergland Nordkalifornienes. Ein Buch über Trauer und Verbundenheit, über Einwanderung und Identität, über Gender und Naturzerstörung.

Hrterjpg Tobias Hürter: "Das Zeitalter der Unschärfe. Die glänzenden und die dunklen Jahre der Physik, 1895-1945"

  • Passt super zu Rovellis Übersicht über die Quantentheorie: Die Biographien der wichtigsten Physiker der 20er und 30er Jahren, ihre Querelen und Kämpfe um die richtige Theorie: Einstein, Blank, Bohr, Heisenberg, Schrödinger, Pauli, und viele andere. Und auch, wie die Physiker in die staatlichen Kriegsmaschinereien eingespannt werden, bis hin zum Bau der Atombombe.

Rovellijpg Carlo Rovelli: "Helgoland. Wie die Quantentheorie unsere Welt verändert."

  • Eindrücklich, so gut geschrieben, so laienverständlich! Man meint fast, man habe nach der Lektüre dieses Buches die Quantentheorie verstanden.... Der Physiker erklärt mir die physikalische Welt als eine Welt der Wahrscheinlichkeiten, der Wechselwirkungen und der Beziehungen. Und nicht als Welt von Materieteilchen unter äusserlichen, physikalischen Gesetzen. Die alten philosophischen Paare Subjekt/Objekt oder Materie/Geist erscheinen in ganz neuem Licht.

Corvusjpg Neal Stephenson: "Corvus"

  • Ein Science Fiction Wälzer. Ausgehend von den Wunschvorstellungen der Kryoniker können die Techniken der Gehirn-Scans soweit verbessert werden, dass Verstorbene als riesige Datenmengen in Speichern weiterleben und, zuerst unverstanden, plötzlich als digitale Prozesse wieder gestartet werden können. Der Autor verschenkt den guten Plot dann aber, indem diese digitalen Wesen sich kraft ihrer Erinnerung wieder biologisch fortzupflanzen beginnen. Und die Story wird auf endlose 900 Seiten ausgewalzt.

feigenbumejpg Elif Shafak: "Das Flüstern der Feigenbäume"

  • Ein griechisch-türkisches Liebespaar aus Zypern verliert sich auf der Flucht vor dem Konflikt aus den Augen und landet schliesslich gemeinsam in London. Der aus Nikosia gerettete geschwätzige Feigenbaum und die Tante klären die Tochter des Paares auf: über die Geschichte ihrer Heimat und den ethnischen Konflikt der 70er Jahre zwischen Griechen und Türken. In der Anlage etwas kitschig.

franzenjpg Jonathan Franzen: "Crossroads"

  • Band 1 der geplanten Trilogie über die amerikanische Pfarrersfamilie in den 70er Jahren. Religiöse Begründungen müssen herhalten für sexuelle Verklemmtheit, Phobien und persönliche Eitelkeiten. Die Ehe der Eltern ist totgelaufen, die kirchliche Jugendgruppe Crossroads ist der pubertäre Sammelpunkt der christlichen Erweckungsbewegung. Diese hat bei den Pfarrkindern allerdings eher gemischten Erfolg... Gut zu lesen.

mercierjpg Pascal Mercier: "Das Gewicht der Worte"

  • Langfädige Geschichte über einen Übersetzter, Typ alter weisser Mann mit Geld und Bildungsdünkel, der nach einer irrtümlichen Krebsdiagnose das Leben und die Erinnerungen rund um den Verlag seiner verstorbenen Frau in Triest neu auskostet/durchlebt/ausquetscht/Revue passieren lässt - so lange, bis man einfach nicht mehr lesen mag. Nach der Hälfte Schluss.

Moshfeghjpg Otessa Moshfegh: "Der Tod in ihren Händen"

  • „Ihr Name war Magda. Niemand wird je erfahren, wer sie getötet hat. Hier ist ihre Leiche.“ Dieser Zettel im Wald wird der alleinstehenden alten Frau zum Verhängnis. Sie steigert sich in eine Kriminalgeschichte, für die Beweise nur in ihrem Kopf exisitieren. Die ganze Welt scheint sich gegen sie zu verschwören. Am Schluss versinkt sie in den Abgründen ihres einsamen Wahns, ersticht ihren Hund und tötet sich selbst.

tierejpg Melanie Challenger: "Wir Tiere. Eine neue Geschichte der Menschheit"

  • Das engagierte Plädoyer für eine Konzeption der Menschheit, die den alten philosophischen Gegensatz von Mensch und Tier aufhebt. Wir alle sind Teil der Natur, sind aus ihrer stetigen biologischen Dynamik hervorgegangene räuberische und gesellige Tiere. Auch in unserer Entwicklung zur "Person" lassen wir dieses Erbe nicht hinter uns. Interessante Gedanken, zum Teil etwas gar redundant vorgetragen.

Anomaliejpg Hervé Le Tellier: "Die Anomalie"

  • Ein verrückte Geschichte: der Flug vom 21. März von Paris nach New York mit über 200 Personen an Bord kommt in ein schweres Gewitter und nichts ist danach mehr wie zuvor. Denn im Juni ist der identische Flug nochmals von Paris nach New York unterwegs: gleiches Flugzeug, gleiche Besatzung, gleiche Passagiere. Die Anomalie. Alles verdoppelt. Keine Erklärung. Die verrückteste Erklärung ist die wahrscheinlichste. Und alle Personen an Bord haben ein Problem mit ihrem Doppelgänger.

Zugvgeljpg Charlotte McConaghy: "Zugvögel"

  • Die Wildtiere sind fast ausgestorben, es gibt nur noch ganz wenige. Eine Vogelfreundin will auf eigene Faust dem Zug der letzten Küstenseeschwalben in die Antarktis folgen. Sie überredet den Kapitän eines Fischerboots, dem Signal der Vögel zu folgen, um letzte Fischschwärme zu finden. Kitschiger Plot, wenig glaubhafte Romanfiguren.

rooneyjpg Sally Rooney: " Schöne Welt, wo bist du"

  • Zwei Frauen und zwei Männer auf der Suche nach Liebe, Vertrauen und Glück. Die beiden Freundinnen sind unterschiedlich erfolgreich in ihrem Berufsleben und schreiben sich lange, sehnsüchtige Mails. Es geht um Nähe und Distanz, Gott und die Welt, Sex. Die Männer sind zwei leicht verknorzte Typen, der eine eher Playboy, der andere religiöser Gutmensch. Starker Roman, eindrückliche Beschreibung der Auseinandersetzungen in und zwischen den Paaren.

Krachtjpg Christan Kracht: "Eurotrash"

  • Ein exzentrischer Sohn holt seine reiche, demente Mutter im Heim ab und nimmt sie mit auf eine Fahrt im Taxi durch die Schweiz. Sie beschliessen, viel Geld zu verschenken, was alles andere als einfach ist. In lichten Momenten streiten sie sich. Und schliesslich bringt der Sohn seine Mutter statt nach Afrika zurück nach Winterthur, ins Heim. Der Titel des Romans ist mir ein Rätsel.

Kingjpg Stephen King: "Billy Summers"

  • Der Irak-Veteran und erfolgreiche Mietmörder Billy Summers soll einen andern Killer töten. Er richtet sich am Ort des geplanten Attentats gemütlich ein und beginnt, seine Lebensgeschichte zu schreiben. Das übergrosse Honorar, das man ihm für den Job verspricht, macht ihn aber stutzig. Ein Page-Turner.

Reidjpg Kiley Reid: "Such a Fun Age"

  • Eine schwarzen Babysitterin in Philadelphia wird im Supermarkt verdächtigt, das ihr anvertraute weisse Kind entführt zu haben. Ein Passant, der den Zwischenfall zufällig filmt, ist eine verflossener Liebhaber der Mama aus High School Zeiten. Das Video wird zum Korpus Delikti einer Intrige.

Clipboard02jpg Mathias Enard: "Das Jahresbankett der Totengräber"

  • Ein Ethnologe aus Paris will seine Doktorarbeit über ein Dorf in der französischen Provinz bei Niort schreiben - ein  vielversprechender Auftakt und ein roter Faden, der leider schnell verloren geht. Dank der Seelenwanderung werden Geschichten aus allen Jahrhunderten über die Region erzählt. Das Jahresbankett der Totengräber im Stile des Grande Bouffe endet als überlange Aufzählung französischer Speisen, garniert mit etwas Flachphilosophie.

Clipboard01jpg Sophy Roberts: "Sibriens vergessene Klaviere"

  • Die Historikerin reist durch Siberien und sucht in einer riesigen Fleissarbeit nach Spuren berühmter Klaviere. Der Boom dieses Instruments im zaristischen Russland dient als Hintergrunde für die Geschichte Sibiriens, seine kulturelle Erschliessung durch Verbannte, russische Siedler und Auswanderer aus ganz Europa. Schliesslich findet sie einen wunderbaren Flügel für das Konzert eines mongolischen Wunderkinds in einer Jurte.

Jonesjpg Sadie Jones: "Die Skrupellosen"

  • Krimi um ein ärmliches Londoner Paar. Sie kommt aus steinreicherm Haus, will aber vom Geld ihres skrupellosen Vaters nichts wissen. Auf einer Ferienreise in Frankreich besuchen die beiden ihren verpeilten Bruder und treffen dort zufällig auf die Eltern. Die Gier des reaktionären Vaters und der pädophilen Mutter führt schliesslich zum absehbaren Ende.

anyurujpg Johannes Anyuru: "Sie werden in den Tränen ihrer Mütter ertrinken"

  • Ein muslimischer Schriftsteller in Schweden besucht eine islamische Terroristin im Knast und möchte ihre Motive für den Anschlag auf einen Comicladen verstehen. Laut polizeilichen Angaben ist sie eine Belgierin, Sie selber erinnert sich aber nur an eine distopische Zukunft als verfolgte schwedische Muslimin. Offenbar hat sie unter dem Regime eines Foltergefängnisses im Nahen Osten ihre Identität vergessen. Der Schriftsteller plant, wegen ihrer düsteren Zukunftserinnerungen das Land zu verlassen.

Triojpg William Boyd: "Trio"

  • Ein Filmprojekt in Südengland, 1968. Die chronische besoffene Frau des Regisseurs, die gerne Schriftstellerin wäre und die immer mit Virginia Wolf verglichen wird, der schwule Produzent, der befürchtet, von seinem Kompagnion über den Tisch gezogen zu werden und die amerikanische Hauptdarstellerin des Films mit ihrem amourösen Doppelleben und einem kriminellen Bruder stehen im Mittelpunkt des amüsanten Romans.

Identittijpg Mithu M. Sanyal: "Identitti"

  • Sarasvati, die Professorin für Postcolonial Studies, wird enttarnt als Weisse, ein Skandal! Dabei hat sie sich ihren Studentinnen immer als Inderin und militante PoC angedient. Die Studentin Nivedita stürzt in eine tiefe Identitätskrise und will unbedingt von Sarasvati wissen, was ihre Motive waren. Gnadenlos witzige Identitätssuche, hochintelligente Diskussion um race und gender.

Vischerjpg Daniel Vischer: "Eckdaten. Linke Politik und rechter Fussball"

  • Memoiren, posthum erschienen, nur zum Teil vom Autor fertiggestellt. Schlaglichter auf die Geschichte der POCH und interessantes Dokument der Schweizer Zeitgeschichte, besonders für Polit- und Zeitgenossen von Dani Vischer. Leider schwach redigiert.

slimani_Landjpg Leïla Slimani: "Das Land der Anderern"

  • Starker Roman über eine junge Elsässerin, die sich nach dem Krieg in einen marokkanischen Offizier verliebt und mit diesem in seine Heimat auswandert. Kargheit des bäuerlichen Lebens, Einsamkeit und kulturelle Missverständnisse prägen ihren Alltag. Der zunehmende Kampf gegen die französischen Kolonisten in Marokko macht das Leben schwer. Aber sie hält zu ihrer Familie.

Padovajpg Thomas de Padova: "Alles wird Zahl. Wie sich die Mathematik in der Renaissance neu erfand"

  • Ausbreitung des mathematischens Wissens, der Zentralperspektive und des Buchdrucks im 15. und 16. Jahrhundert. Der Autor dokumentiert anhand von Künstlern, Mathematikern, Handwerkern und Theologen den regen Kulturaustausch zwischen den italienischen Stadtrepubliken und intellektuellen Zentren nördlich der Alpen wie Nürnberg oder Basel.

Chojpg Nam-Joo Cho: "Kim Jiyoung, geboren 1982"

  • Trauriger Lebensbericht einer koreanischen Frau in der immer noch sehr patriarchalen Gesellschaft - Stilistisch eher Sachbuch als Roman.

Fang_Fangjpg Fang Fang: "Weiches Begräbnis":

  • Ein chinesischer Roman über das Vergessen. Die Hauptfigur Qinglin versucht lange herauszufinden, woher seine Eltern stammen. Diese haben ein Leben lang ein Geheimnis um ihre Herkunft gemacht. Sie sind Teil einer Generation, welche nicht mehr an die Schrecken und traumatischen Erlebnisse der Landreform erinnert werden will. Qinglin fügt sich schliesslich ihrem Wunsch.

Gorkowjpg Alexander Gorkow: "Die Kinder hören Pink Floyd"

  • Vergnüglicher Rückblick auf die Jugend eines verträumten und stotternden Jungen aus einer westdeutschen Mittelstandsfamilie der 7oer Jahre. Vertraute Szenerien: die klassische Arbeitsteilung in der bürgerlichen Familie, Diskussion mit  besserwisserischen Erwachsenen um die Musik, permanent steckt sich jemand eine Zigarette an, Bader-Meinhof und Barzel.

Slimani2jpgLeïla Slimani: "Dann schlaf auch Du"

  • Ein Pariser Ehepaar will Karriere machen, die Kinder sind Balast. Da wird die Nanny Louise zur Erlösung. Der Haushalt glänzt wieder, die Kinder lieben sie, das Leben scheint perfekt. Aber hinter der Fassade der Nounou beginnt es zu brodeln. Die egoistischen Eltern merken nicht, dass sie langsam durchdreht. Aus dem unentbehrlichen Engel im Haushalt wird die Mörderin der anvertrauten Kinder.

zehjpg Juli Zeh: "Über Menschen"

  • Die Werberin Dora flieht aus Berlin in ein altes Haus im Provinzkaff Bracken und trifft dort auf den schwierigen Nachbarn und Dorf-Nazi Gote, einen Rassisten und Säufer. Auf seine verstockte Art zeigt dieser der neu zugezogenen Städterin aber auch eine freundliche, menschliche Seite. Eine leicht lesbare Liebeserklärung an die brandenburgische Provinz, stellenweise etwas kitschig.

vogljpg Joseph Vogl: "Kapital und Ressentiment. Eine kurze Theorie der Gegenwart"

  • Kritische Analyse der kapitalistischen Welt. Gegenseitig sich bedingende und stimulierenden Entwicklugen von Finanzmärkten,  Organisationen des Plattformkapitalismus (Google, Amazon, Facebook, etc.) und die Bewirtschaftung von Informationen als Quelle riesiger Wertschöpfung: Sie fördern gesellschaftliche Ressentiments und Spannungen und sind gemäss der schwurbelig-überladen getexteten Analyse eine akute Gefahr für die Demokratie.

Ishigurojpg Kazuo Ishiguro: "Klara und die Sonne"

  • In einfacher Sprache geschilderte Lernkurve des solarbetriebenen Roboters Klara, die als KF ("künstliche Freundin") eines schwer kranken Mädchens angeschafft wird und bei dessen Genesung helfen soll. Hintersinnige Anspielungen auf das Spannungsfeld zwischen menschlicher Emotion und künstlicher Intelligenz und der drohenden Substitution von Menschen durch Maschinen.

davejpg Raphaela Edelbauer: "Dave"

  • Die Autorin versucht das Thema der technologischen Singularität in Romanform abzuhandeln. Heraus kommt der verwirrliche Trip des Programmierers Syz, den die Frage umtreibt, wie künstlicher Intelligenz zu einem eigenen Bewusstsein kommen kann. Flache Figuren. Am Ende stellt sich heraus, dass Syz offenbar im selbstreferenziellen Loop seiner Erinnerungen feststeckt.

shanahanjpg Murray Shanahan: "Die technologische Singularität"

  • Kann die Kombination von künstliche Intelligenz, Neurophysik und Robotik den Menschen einmal hinter sich lassen oder gar der Menscheit gefährlich werden? Der Autor diskutiert die Bedingungen für eine künstliche Intelligenz auf menschlichem Niveau und die Chancen und Gefahren einer zukünftigen möglichen Superintelligenz (Singularität).

Brontjpg Emily Brontë: "Sturmhöhe"

  • Der Besitzer von "Wuthering Hights", der gute Mr. Earnshaw, nimmt den Findling Heathcliff auf, in den Earnshaws Tochter Catherine sich bald schon heftigst verliebt. Doch ihre Liebe endet tragisch und ein Gespinst aus wilder Rache und Verrat überzieht die zwei verfeindete Landgüter der Lintons und der Earnshaws.

Robinsonjpg Kim Stanley Robinson: " The Ministry for the Future"

  • Hitzetod in Indien wegen immer höherer CO2-Belastung der Erde und forciertem Klimawandel. Die UNO-Agentur Ministery for the Future mit Sitz in Zürich soll die Welt für kommende Generationen retten. Allerlei Gutmenschen-Ideen werden ausgebreitet - und in der Science-Fiction Welt der 2040er Jahre auch erfolgreich realisiert.... Kitsch, 1200 Seiten, einfaches Englisch.

Martinowitschjpg Viktor Martinowitsch: "Revolution"

  • Bissig satirischer Thriller über Angst, Gehorsam und Verbrechen in der Moskauer Mafia. In Form eines Geständnisses an die Geliebte, die der Novize auf Geheiss der Organisation verlassen musste, schildert der Roman den blutigen Aufstieg des Architekturprofessors in den Pantheon der Macht.

halbbartjpg Charles Lewinsky: "Der Halbbart"

  • Der Streit der Dörfler von Schwyz mit dem Kloster Einsiedeln und die Schlacht bei Morgarten als historische Kulisse. Der Halbbart ist nicht die Hauptfigur, sondern der schmächtige Erzähler Sebi und seine Erkenntnisse über Lüge, Wahrheit und das Geschichtenerzählen.

Reisenjpg Helon Habila: "Reisen"

  • Ein Nigerianer folgt seiner Frau aus den USA nach Berlin: er fühlt sich fremd, verliert seine Liebe, wird durch unglückliche Umstände selber zum Flüchtling. Viele Migranten teilen sein Los. Was zuerst als Sammlung von einzelnen Schicksalen erscheint, wird zu einem zusammenhängenden Geflecht: Leben in der Fremde.

sanlderjpg Markus Ostermair: "Der Sandler"

  • Der ehemaliger Mathematik-Lehrer Karl, durch eine Narbe im Gesicht entstellt und meist besoffen, ist einer von vielen "Sandlern" in München, die sich durchs mühselige Leben als Obdachlose schleppen. "Spiegel Bestseller", literarisch aber eher bescheiden.

Ernauxjpg Annie Ernaux: "Die Scham"

  • An einem Sonntag im Juni 1952 esakliert ein Streit und der Vater versucht, die Mutter der 12-jährigen Annie umzubringen. Das traumatische Erlebnis ist Ausgangspunkt für eine "Ethnologie ihrer selbst" -  eine Beschreibung des katholischen Kleinkrämer- und Arbeitermilieus ihrer Jugend und eine Verarbeitung der jahrelangen Scham.

slimanijpg Leila Slimani: "All das zu verlieren"

  • Die sexsüchtige Adèle führt ein bürgerliches Leben in Paris als Journalistin, mit einem erfolgreichen Chirurgen als Ehemann an ihrer Seite und einem kleinen Sohn. Hinter der Fassade aber ist alles hohl. Sie lässt sich mit vielen Männern ein, ihr zerstörerisches Versteckspiel gerät ausser Kontrolle, das Familienidyll zerbricht. Eine »moderne Madame Bovary«, schreibt die Libération.

gotthelfjpg Jeremias Gotthelf: "Uli der Knecht"

  • Ein Klassiker der Schweizer Literatur, der Aufstieg vom Knecht zum Pächter. Humanistisch-pfarrherrliche Belobigung bäuerlicher Ideale: währschaft und aufrecht sein, huslig leben und sein Schärflein im Stillen mehren. Starke Sprache, massenhaft schöne Dialektwörter.

Shafakjpg Elif Shafak: "Schau mich an"

  • Die dicke Frau und der Zwerg leiden daran, dass sie aus der Norm fallen, dass alle sie anstarren. Die Frau verkriecht sich so gut es geht, er macht ihre Absonderlichkeit zum Thema seines Lexikons der Blicke. Den Rahmen bildet eine Märchenkulisse im Zelt des Schaustellers Keramet Mumi Keske Memis Efendi, wo die Menschen hinpilgern, um das Hässliche und das Schöne anzuschauen.

burgerjpg Hermann Burger: "Schilten"

  • Den hochkomischen "Schulbericht zuhanden der Inspektorenkonferenz" wieder gelesen. Ich verstehe ihn als Psychodrama und Kritik an einer überkommenen Pädagogik. Der vereinsamte Dorfschullehrer und nekrophile Harmoniumspieler diktiert endlos ausgebreiteten Wissensschrott und wahnhafte Theorien ins Generalsudelheft seiner Schüler, bis keine mehr da sind.

Jonesjpg Henry Fielding: " Tom Jones"

  • Voluminöser Aufklärungsroman über das Findelkind Tom Jones, das vom gütigen Squire Allworthy an sohnesstatt aufgenommen, wegen einer Intrige verstossen und seiner Liebe beraubt wird; bis der junge Mann am Ende trotz aller Standesdünkel und Widrigkeiten doch die schöne Nachbarin Sophie heiraten darf. Ein Klassiker voller Ironie beschreibt England im 18. Jht.

Qualitylandjpg Mark-Uwe Kling: "Qualityland"

  • Satirische Utopie, welche allmächtige Algorithmen und Künstliche Intelligenz, die Monopolisierung des Internets und die umfassende Digitalisierung der Gesellschaft auf die Schippe nimmt. Der Maschinenverschrotter Peter bekommt von einem angeblich unfehlbaren System ein falsches Paket. Amüsant.

brfussjpg Lukas Bärfuss: "Die Krone der Schöpfung"

  • Essays und kritische Analysen aus den letzten drei Jahren. Viele sind als Kolumnen erstmals im SonntagBlick erschienen. Interventionen zu Journalismus, Gleichberechtigung, Identitätspolitik, Brexit, Umgang mit Corona, etc.

Bjergjpg Bov Bjerg: "Serpentinen"

  • Ein Vater reist mit seinem Sohn zu den Orten seiner Kindheit, ständig verfolgt von den Gespenstern von drei Generationen Vorvätern, die sich alle umgebracht haben. Kurvenreiche, eher mühsame Lektüre.

streulichtjpg Deniz Ohde: "Streulicht"

  • Am Ort ihrer Kindheit blickt Deniz Ohde zurück und beschreibt fast schmerzhaft präzis den Mangel an Selbstbewusstsein des damaligen Mädchens aus armseligem Arbeitermilieu, die Kluft zwischen Bildungsversprechen und erfahrener Ungleichheit, die verinnerlichte Abwertung und den Versuch der jungen Frau, sich davon zu befreien.

frauseinjpg Mely Kiyak: "Frausein"

  • Die Tochter kurdisch-türkischer Gastarbeiter in Deutschland schreibt über ihren Kampf gegen Begrenzungen durch Klasse und Herkunft, die Last der Erwartungen der Eltern, über Alleinsein und sexuelle Lust, die Suche nach einem selbstbestimmten Leben als Schriftstellerin und ihr plötzliches Erblinden. Lesenswert, nicht nur für Frauen...!

akhtarjpg Ayad Akhtar: "Homeland Elegien"

  • Autobiographie in Romanform oder Roman in Autobiographieform?  Starke Lebensschilderungen eines US-Bürgers pakistanischer Abstammung, der den Traum vom American Way of Life von den Zeiten Reagans bis zum Trump der Gegenwart analysiert und auf den Boden der Realität stellt.

lemaitre1jpg lemaitre2jpg lemaitre3jpg Pierre Lemaitre: (Trilogie,  Frankreich zwischen 1918 und 1940)

  • Drei schmissig geschriebene historische Romane. Anhand von einigen (vielfach skrupellosen) Hauptfiguren wird die Geschichte des Landes zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg nachgezeichnet. Man merkt den Plots den Krimiautor an: Leicht zu lesen, keine hohe Literatur, besonders Band 3 zum Kriegsjahr 1940 recht kitschig.

Brstejpg Mieko Kawakami: "Brüste und Eier"

  • Frauen im modernen Japan. Im Mittelpunkt des Romans steht die asexuelle Natsuko. Sie ist konfrontiert mit Diskussionen über Brustvergrösserung und künstliche Befruchtung, dem Wunsch nach einem Kind und dem Sinn des Kinderkriegens. Interessante Auseinandersetzung mit Konvention, Selbstbestimmung und Körperlichkeit.

brysonjpg Bill Bryson: "Eine kurze Geschichte des menschlichen Körpers"

  • Ein weiterer Wälzer aus Brysons Reihe "Kurze Geschichte von....":  Flüssig lesbarer Überblick über Körperfunktionen und Medizingeschichte. Leider etwas stark USA-lastig. Und es fällt wieder einmal auf, wie sehr die Geschichte der Wissenschaft eine Geschichte von Männern zu sein scheint.

lernerjpg Bern Lerner: " Die Topeka Schule"

  • Adam Gordon, ein High School Abgänger und begnadeter Debattierer, lebt noch bei seinen Eltern, zwei Psychologen. Dagegen montiert wird ein Aussenseiter und Underdog, der bei Papi in Behandlung ist und mit dem sich der Begnadete zweitweise anfreundet. Alle sind etwas kategorisch und immer sehr sensibel. Mühsame Lektüre.

elmigerjpg Dorothee Elmiger: "Aus der Zuckerfabrik"

  • Romanhaftes, assoziatives Journal einer Schriftstellerin auf der Suche nach dem Erzählen über das Gleichzeitige, das Widersprüchliche und die Liebe, über den Traum eines Lottomillionärs in der Karibik, über den Zucker als Paradigma für kapitalisitische Ausbeutung und Sklaverei, über die Komplexität der Welt. Super!

Weberjpg Anne Weber: " Annette, ein Heldinnenepos"

  • Biografie einer jungen Französin, die in der Resistance erwachsen wird, nach dem Krieg ein paar Jahre ein bürgerliches Leben als Ärztin und Mutter von drei Kindern führt und sich dann dem algerischen Befreiungskampf anschliesst. In Frankreich verhaftet und verurteilt, geflohen, mit der Exilregierung ins neue Algerien eingezogen, bald desillusioniert und wieder abgehauen: Packende Beschreibung eines politischen Lebens. Wird als Epos kategorisiert...

Caminitojpg Giulia Caminito: "Ein Tag wird kommen"

  • Noch ein Familienroman zu Italien in der Zeit des ersten Weltkriegs und der Spanischen Grippe. Der anarchistische Grossvater, die ungleichen Brüder Nicola und Lupo und eine schwarze Äbtissin sind die zentralen Figuren in diesem Roman. Stark die Bilder der Marken, der Halbpachtbauern, der katholischen Kirche. Der schwache Nicola überlebt wider Erwarten den Krieg. Das Verhältnis der Brüder wird auf den Kopf gestellt.

del Buonojpg Zora del Buono: "Die Marschallin"

  • Die Enkelin der Romanheldin zeichnet das Portrait einer resoluten slowenischen Frau, die nach dem ersten Weltkrieg einen italienischen Offizier und Mediziner heiratet, in die bessere Gesellschaft Süditaliens aufsteigt, ein rigides Regime in der Familie führt und als Kommunistin immer mit Titos Partisanen sympathisiert.

Schweblinjpg Samanta Schweblin: "Hundert Augen"

  • Kentukis sind der neuste heisse Scheiss: Alle kaufen sich die knuddelige Plüschtier-Roboter, die von einem anonymen Betreiber irgendwo auf der Welt gesteuert werden. Schräge Science Fiction über befugte Einblicke in fremdes Leben, freiwillige Preisgabe von Privatheit, Liebe auf Distanz und digitalen Terror.

Prsidentjpg Clemens Berger: "Der Präsident"

  • Jay Immer, ein bestandener kalifornischer Polizist, der als  Julius Imre im Burgenland auf die Welt kam, gleicht dem Schauspieler Ronald Reagan aufs Haar und wird nach dessen Wahl zum US-Präsidenten zu seinem Doppelgänger. Der Klamauk ist einträglich und bringt viele Annehmlichkeiten, bis Jays politisches Gewissen erwacht.

Clipboard01jpg Dany Laferrière: "Ich bin ein japanischer Schriftsteller"

  • Ein haitianischer Faulpelz und Tagträumer in Montreal haut den obigen Titel raus, um bei seinem Verleger einen Vorschuss zu ergattern. Er hat zwar keinerlei Absicht den Roman zu schreiben. Aber die ganze japanische Kulturgemeinde gerät in grösste Aufregung. Vergnügliches Spiel um nationale Identität und Kulturbetrieb.

Hahnjpg Anna Katharina Hahn: "Aus und davon"

  • Drei Generationen Frauen und ihre Mühsahl mit dem Familienleben. Die erzählerische Brücke bildet der unverwüstliche "Linsenmaier," eine kleine Stoffpuppe. Etwas schmalbrüstiger Familienroman, spielt im pietistischen Süddeutschland und in den USA.

Wernerjpg Markus Werner: "Am Hang"

  • Ein leicht misanthropischer Kauz und ein flotter Jurist lernen sich in der Beiz im Tessin kennen und diskutieren zwei Abende über Gott und die Welt und ihr Verhältnis zu Frauen. Am Ende merkt man, dass der eine einmal der Liebhaber der Ehefrau des anderen gewesen ist. Schöne Dialoge, viel indirekte Rede.

Hornbyjpg Nick Hornby: "Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst"

  • Vergnüglicher Disput von Louise und Tom, die sich vor der nächsten Sitzung im Café vis-à-vis vom Büro der Eheberaterin treffen.

Aalejpg Patrick Svensson: "Das Evangelium der Aale"

  • Kombiniert die Geschichte der Aalforschung mit Erinnerungen eines schwedischen Jungen, der mit seinem Vater Aalfischen gegangen ist, und lebensphilosophischen Betrachtungen. Schön.

Cannonejpg Belinda Cannone: "Vom Rauschen und Rumoren der Welt"

  • Zwei hyperakustische Menschen, ein Ingenieur und ein kleines Mädchen, lernen sich kennen. Ein kosmopolitischer Mongole stösst dazu. Die Welt ist voller sinnlicher Spannungen. Und weltpolitische Konflikte entladen sich mit einem grossen Knall im Industrievorort. Ein kleiner Roman mit einem grossen Anspruch.

eggersjpg Dave Eggers: "Die Parade"

  • Zwei namenlose Arbeiter asphalitieren mit ihrer vollautomatischen Maschine eine Strasse quer durch ein namenloses Land der Dritten Welt, das seinen Bürgerkrieg hinter sich hat. Farblose Parabel über Fortschritt und postkoloniale Vereinnahmung, mit absehbarem Ende.

Mllmannjpg Abdel Hafed Benotman: "Müllmann auf Schafott"

  • Der jüngste Sohn einer algerischen Familie in Paris wird vom brutalen Vater misshandelt, von der wahnsinnigen Mutter verletzt, von der rassistischen Gesellschaft verachtet. Reisserische Story eines Underdog, der auf die schiefe Bahn gerät. Schlecht übersetzt.

streetjpg Ann Petry: "The Street"

  • Ein wuchtiger Roman aus dem Jahr 1946 über eine schwarze Frau in Harlem, die sich allein mit ihrem Sohn durchschlägt und die verzweifelt versucht, aus dem Elend ihrer kleinen Mietwohung an der 116. Strasse zu entkommen. Ihre Träume enden tragisch, weil sie sich nicht prostitueren will. Alte Story, so aktuell!

Freundjpg Sigrid Nunez: "Der Freund"

  • Eine Schriftsellerin trauert um ihren Freund, der sich umgebracht hat. Sie übernimmt dessen Hund, eine riesige, melancholische Dogge. Raffiniert verknüpft der Roman ihre Trauerrede an den Verstorbenen mit Überlegungen zur (Hunde-)treue, Selbstmord-Theorien und Bedingungen des literarischen Schaffens.

Clipboard01jpg Ta-Nehisi Coates: "Der Wassertänzer"

  • Der hochintellligente schwarze Sklave Hiram, illegitimer Sohn des Gutsbesitzers auf einem grossen Tabakgut in Virginia, findet über mythische Erfahrungen zur Underground-Railroad Bewegung. Er lernt seine Kraft zu kontrollieren und in den Dienst der Befreiung von Sklaven aus seiner Familie zu stellen. Etwas märchenhaft.

Clipboard0222jpg Shahriar Mandanipur: "Augenstern"

  • Ein kriegsversehrter iranischer Playboy hat seinen Arm verloren und angeblich auch das Gedächtnis. Er sucht seine Verlobte. getrieben von Erinnerungen voller Machismo, Blut und Schwulst.

Clipboard02jpg Olivia Wenzel: "1000 Serpentinen Angst"

  • Ein junge Frau aus Ostdeutschland erlebt Ausgrenzung und Angst wegen ihrer dunklen Haut. Die Mutter eine DDR-Punkerin, der Vater ein reicher Mann aus Angola, der nicht mehr da ist, der Zwillingsbruder hat sich umgebracht. Über weite Strecken dialogisch oder im Befragungsstil eines anonymen Polizeiverhörs, stilistisch speziell und schön zu lesen.

Clipboard01jpg Jim Holt: "Als Einstein und Gödel spazieren gingen" 

  • Essays und Aufsätze über die Theoriegebäude berühmter Mathematiker, Physiker, Logiker, Philosophen, Biologen (fast alles Männer) des 19. und 20. Jahrhunderts. Kenntnisreich und gut geschrieben, mit überraschenden Einsichten, spannend. Aufhänger und Titelgeschichte: die berühmten Spaziergänge der beiden Genies auf dem Campus von Princeton, USA.

Clipboard03jpg Anna Burns: "Milchmann"

  • Nordirland in den Jahren des Terrors - Menschen und Orte haben keine Namen, nur Funktionsbezeichnungen. Eine junge Frau als Ich Erzählerin wird von Mackern belästigt und gestalkt und wagt kaum, sich zu wehren. Misstrauen, enge Sozialkontrolle und religiöse Borniertheit vergiften die Gesellschaft.

Clipboard01jpg Jorge Zepeda Patterson: "Die Korrupten"

  • Politthriller aus Mexico. Der langjährige Journalist dokumentiert in einem fiktionalen Plot vier Freunde aus Jugendjahren, die auf verschiedenen Bahnen in den Sumpf aus kriminellen Politikern und gewalttätigen Drogenkartellen geraten.

Clipboard02jpg Bill Clinton & James Patterson: "The President is Missing"

  • Der Politthriller des ehemligen US-Präsidenten beschreibt in Ich-Form seine fiktiven Heldentaten als Präsident und einsamer Retter des Vaterlandes. Böse Terroristen wollen mit einem Computervirus die USA in die Knie zwingen. Herzig.

Clipboard01jpg Hansjörg Schneider: "Hunkeler in der Wildnis"

  • Der pensionierten Basler Polizisten findet einen Toten im Kannenfeldpark. Plakative Figuren und krimitechnisch mässig. Die 10. Geschichte war vielleicht eine zuviel.

Clipboard011jpg Téa Obreht: "Herzland"

  • Wildwestgeschichte von einer unglücklichen Siedlerin in Arizona und einem Kameltreiber, der seine für die Army bestimmten Tiere und seine Kameraden verliert. Aufbau verwirrend, keine stringente Zusammenführung der beiden Erzählsttränge. Warum das grosse Lob im Feuilleton?

Clipboard1jpg Colson Whitehead: "Die Nickel Boys"

  • Elwood hat Pech. Er gerät unverschuldet ins Nickel, ein Erziehungsheim für schwarze Jugendliche in Florida. Sadistische Praktiken bis zum Tod, gnadenloser Rassismus, bedingungslose Unterwerfung. Vorlage für den Roman ist eine reale Institution und dokumentierte Zeugnisse aus dem Florida der 6oer Jahre.

Clipboard012jpg Virginie Despentes: "Das Leben des Vernon Subutex"

  • Der ehemalige Plattenverkäufer Subutex sitzt auf der Strasse. Er hat seinen Hausrat verloren, darunter auch ein Interview mit einem verstorbenen Popstar, auf das alle scharf sind. Schrilles Portrait der Pariser Halbwelt.

Clipboard022jpg Hilary Mantel: "Von Geist und Geistern"

  • Hochliterarische Autobiografie von HM. Das kleine Mädchen, das alles versteht, aber liebermit seinen Geistern spricht; die Studentin im endlosen Kampf mit ihrer dubiosen Krankheit; die Schriftstellerin in schonungsloser Selbstreflexion.

Clipboard0111jpg Hilary Mantel: "Wölfe", "Falken", "Spiegel und Licht"

  • Die grosse Roman-Trilogie über die opulente und grausame Zeit Heinrichs des VIII, Aufstieg und Fall des durchtriebenen Staatsmanns und mutigen Reformers Thomas Cromwell (1485 - 1540)


Ältere Lektüre 2020 und 2019, nur Titel und Bild

alte Bilderjpg Oliver Sacks: "Eine feine New Yorker Farngesellschaft"

Clipboard03cjpg Jonathan Coe: "Middle England"

Clipboard28jpg Theodor Fontane: "Effie Briest"

  • Die junge Frau wird mit einem Rittmeister verheiratet, entliebt sich bald und bricht aus den Konventionen der Bismark-Zeit aus.

Clipboard27jpg Francesca Melandri: "Alle,  ausser mir"

Clipboard26jpg Reni Eddo-Lodge: "Warum ich nicht länger mit Weissen über Hautfarbe spreche"

Clipboard25jpg Maya Angelou:"Ich weiss, warum der gefangene Vogel singt"

Clipboard24jpg Charles Lewinsky: "Der Stotterer"

Clipboard23jpg Abbas Khider: "Deutsch für alle"

Clipboard22jpg Hannah Fry: "Hello World"

Clipboard20jpg Sebastian Barry: "Tage ohne Ende"

Clipboard19jpg Julian Barnes: "Die einzige Geschichte"

Clipboard18jpg Aura Xilnen: "Gringo Champ"

Clipboard17jpg Rudolf Taschner: "Der Zahlen gigantische Schatten"

Clipboard16ajpg Ian McEwan: "Maschinen wie ich"

Clipboard15ajpg Fernanda Melchor. "Saison der Wirbelstürme"

Clipboard14ajpg Rita Indiana: "Tentakel"

Clipboard13ajpg Alessando Manzoni: "Die Verlobten"

Clipboard11ajpg Sorj Chalandon : "Am Tag davor"

Clipboard12ajpg Kent Haruf: "Unsere Seelen bei Nacht"

Clipboard10cjpg Kent Haruf: Lied der Weite"

  • Notiz

Clipboard07cjpg Kent Haruf: "Abendrot"

  • Notiz

Clipboard06cjpg Carys Davies: "West"

Clipboard02cjpg David Wallace Wells: "Die unbewohnbare Erde, Leben nach der Erderwärmung"

Clipboard02bjpg Antonio Scurati: "M"

Clipboard01bjpg Geoffrey West: " SCALE, die universalen Gesetze des Lebens von Organismen, Städten und Unternehmen"

Clipboard10ajpg  Ben Moore: "Mond, eine Biographie"

Clipboard09ajpg Juan S. Guse: "Miami Punk"

Clipboard08ajpg Tom Zürcher: "Mobbing Dick"

Clipboard07ajpg Hendrik Otremba: "Kachelbads Erbe"

Clipboard06ajpg Robert Harris: "Der zweite Schlaf"

Clipboard05ajpg Ma Jian: "Traum von China"

Clipboard04ajpg Beat Glogger: "Zweimaltot"

Clipboard03ajpg Eugen Ruge: "Metropol"

Clipboard02ajpg Simone Lappert. "Der Sprung"

Clipboard a1jpg Jason Hickel: "Die Tyrannei des Wachstums"

Clipboard09jpg Jill Lepore: "Diese Wahrheiten,  Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika"

Clipboard08jpg Saša Stanišić: "Herkunft"

Clipboard07jpg Elif Shafak: "Unerhörte Stimmen"

Clipboard06jpg Mircea Cărtărescu : "Solenoid"

Clipboard05jpg Salman Rushdie: "Quichotte"

Clipboard04jpg David Mitchell: "Der Wolkenatlas"